Vortrags-Reportage: Ziel - Null Abfall!?

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Anlässlich der Umstellung des Abfall-Systems in unserer Gemeinde luden Kirchbergvital und die Vortragenden Dr. Christian Schreyer & Alfred Derler vom Abfallwirtschaftsverband Steiermark am 23. Oktober zu einem informativen Abend ins Kirchberger Gemeindezentrum.


Mit teils durchaus schockierenden Zahlen und Bildern wurde den Besucherinnen und Besuchern des Vortrags näher gebracht, wie viel von welcher Kategorie Müll in der Steiermark (und darüber hinaus) produziert wird und welcher Techniken und Strategien es bedarf, der Müllberge Herr zu werden. Unser Kaufverhalten, übermäßiger Konsum und die immer geringer werdende Wertschätzung gegenüber “Dingen” spielen dabei ebenso eine Rolle wie falsches Trennen und Entsorgen.
Die EU Abfallrahmen Richtlinie räumt der Abfallvermeidung oberste Priorität ein - vor Wiederverwendung, Recycling, Verwertung und letztlich Beseitigung. Von Haus aus weniger Abfälle zu erzeugen sollte dementsprechend auch für uns als KonsumentInnen an erster Stelle stehen.

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Heimat Grün - bei uns selbst anfangen

Die Kirchberger Jungunternehmerin Sandra Zierer möchte mit “Heimat Grün” dazu beitragen, dass wir uns der Auswirkungen, die unser Verhalten auf die Umwelt hat, stärker bewußt werden: Ab Jänner 2020 bietet sie individuelle Beratungen für Familien und private Haushalte an, die darauf abzielen, nachhaltige Veränderungen im eigenen Alltag vorzunehmen und das “weniger ist mehr”-Prinzip in die verschiedenen Lebensbereiche einfließen zu lassen.
Sandra Zierer eröffnete den Vortragsabend mit einer Präsentation, im Rahmen derer sie u.a. auf Problematiken wie unser Konsumverhalten und den Schönheitswahn einging und einen kurzen Überblick über ihre Leistungen gab. Zusätzlich zu ihrer Berater-Tätigkeit wird sie künftig auch als Vortragende und Workshop-Leiterin in verschiedenen Settings (u.a. in Betrieben) im Einsatz sein.

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Veränderung bedeutet nicht, auf etwas zu verzichten oder etwas zu verlieren - Veränderung heißt mutig zu sein und neugierig auf das Neue.

— Sandra Zierer

Sind die Steirer Umwelt-Musterschüler?

Laut Dr. Christian Schreyer ist die Antwort ganz klar “nein” und die Zahlen stehen auf seiner Seite: jährlich sind im steirischen Restmüll (!) unglaubliche 3.255 Tonnen Papierverpackungen, 4.887 Tonnen Glasverpackungen, 12.684 Tonnen Leichtverpackungen und 2.591 Tonnen Metallverpackungen zu finden - was sich kostenmäßig mit knappen 12 Millionen Euro pro Jahr niederschlägt (entspricht etwa 10 Euro pro Einwohner).
Die Leichtverpackungen schleichen sich besonders gern in den Restmüll ein - ein Drittel landet tatsächlich genau dort, wo es nicht hingehört und aufgrund des geringen Gewichts der Verpackungen sind diese für satte 42,7% des gesamten Restmüll-Volumens verantwortlich. Die in den Restmüll fehlgeleiteten Leichtverpackungen alleine kosten uns somit sagenhafte 8 Millionen Euro im Jahr.

Unsicherheiten bezüglich der richtigen Entsorgung von Verpackungen (muss man zb. Lebensmittel-Behälter vor der Entsorgung reinigen?) und vor allem WELCHE Verpackungen in das System Gelbe Tonne/Gelber Sack gehören (was ist mit “Misch-Verpackungen”, die aus Kunststoff und Alu im Verbund bestehen?), gibt es genug. Abhilfe kann das von der Kleinen Zeitung in Kooperation mit dem Land Steiermark, den steirischen Abfallwirtschaftsverbänden und der Wirtschaftskammer Steiermark entwickelte Abfall ABC Steiermark schaffen, welches als Gratis App zur Verfügung steht (Google Play Store | Apple Appstore).

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Was Hänschen nicht trennt, trennt Hans nimmermehr: Fehlwürfe im Restmüll sind dafür der beste Beweis.

— Dr. Christian Schreyer

150 Millionen Euro im steirischen Restmüll

Die Verschwendung kennt keine Grenzen, wenn es um’s Thema Lebensmittel geht: man mag es kaum für möglich halten, doch die Steirer werfen jährlich unglaubliche 50.000 Tonnen Lebensmittel im Wert von 150 Millionen Euro in den Müll (alleine in Graz belaufen sich die weggeworfenen Lebensmittel auf 30 Millionen Euro). Besucht man vor einem Feiertag einen heimischen Supermarkt würde man meinen, die armen Steirer sind am Verhungern - es wird eingekauft als gäbe es kein Morgen, jedoch landen große Mengen dieser im Übermaß gekauften Lebensmittel letztendlich im Müll (und machen in Folge ganze 12% unseres Restmülls aus). Zahlen wie diese sollten uns zu denken geben und uns zu einem bewußteren Einkaufen und ein wenig Reflexion (“brauche ich das wirklich?”) anregen.

Es liegt an uns

Dass unser Restmüll zu über 40% aus Verpackungen und zu 12% aus Lebensmittel besteht, dass sich Unmengen von Plastik im Bio-Müll befinden, dass im Kanalnetz so ziemlich alles gefunden wird, was dort nicht hingehört (von Smartphones bis zu Hunde-Embryos…) und dass unsachgemäße Entsorgung u.a. dazu führt, dass Elektro-Abfälle in Afrika oder anderswo landen um dort mit gesundheitsschädlichen Folgen ausgeschlachtet zu werden, liegt einzig und alleine an uns. Wir leben in einer Zeit der Verschwendung - wir beuten die Natur aus, holen Rohstoffe aus der Erde und verschwenden sie, als würden wir aus einer nie versiegenden Quelle schöpfen.

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Wir leben in einer Zeit der Zu-viel-isation.

— Alfred Derler

Weniger wird mehr sein

Alfred Derler vom Abfallwirtschaftsverband Steiermark sagt, dass ein Umdenken dringend notwendig ist - “Zero Waste / Null Abfall” mag ein utopisches Konzept sein, aber “weniger Müll” ist keineswegs ein unerreichbares Ziel. Viele kleine Taten bewirken bekanntlich Großes und es liegt an uns, in kleinen Schritten und gemeinsam an einer sauberen & gesunden Umwelt zu arbeiten. Bewusster zu leben & einzukaufen, regional einzukaufen, Verpackungen zu vermeiden, unseren Müll richtig zu trennen und Dinge zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen sind einfach Strategien - jede/e von uns kann sie umsetzen.

Q & A mit Bürgermeister Helmut Ofner

Zu guter Letzt gesellte sich unser Bürgermeister Helmut Ofner noch zu den Vortragenden und gemeinsam wurden offene Fragen zum Thema Müllsystem-Umstellung in der Gemeinde Kirchberg beantwortet.
Ein herzliches Dankeschön an die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sowie natürlich an Dr. Christian Schreyer, Alfred Derler und Sandra Zierer für den äußerst informativen Abend!